Der Tragödie erster Teil

Nacht

Faust: O sähst du, voller Mondenschein, zum letzten Mal auf meine Pein ......

Whoooosh- ein schwarzer Schatten rauscht in schwarzer Nacht mit über 30 Sachen bergab. Wie angewurzelt bleibe ich stehen. Ich erhebe die Stimme und schreie hinterher: LICHT AN !!!

Ein Schutzblech klappert locker. Eine Kette rasselt rostig. Eine Stimme aus der Dunkelheit antwortet laut und deutlich: KAPUTT! - Das war der Radfahrer. Kaputt? <kaput> - caput! Ah, spricht der alte Lateiner, caput, capitis, neutrum, das Haupt, der Kopf. Ja, natürlich! Recht hat er. Das paßt nicht in den Kopf.

Es ist ja auch so mühevoll. Mein altes Fahrrad ist ohnehin schon so schwer. Jetzt muß ich auch noch eine funktionsfähige Lichtanlage dazupacken. Ich brauche auch noch Reflektoren nach vorne und nach hinten sowie in den Speichen und an den Pedalen. Jeden Berg muß ich das mit hinauftragen und wieder mit herunterbremsen. (Meine Bremse könnte ich auch mal wieder nachsehen.) Wenn ich den festgerosteten Dynamo auch noch einschalte, muß ich noch schwerer treten. Ich könnte in Schweiß geraten. Nein, mit Licht muß ich nicht fahren!

Oh, der Spiegel in der Lampe! Hier wurde bestimmt Aluminium aufgedampft. Igitt! Die Kabel sind aus Kupfer, oder? Das wird doch elektrolytisch hergestellt. Das braucht doch soviel Strom. Wie unökologisch! Nein, sowas kommt nicht an mein schönes Fahrrad.

"Hey, Leute! Seht her! Mein neues MTB! Titanium frame, Full suspension mit differential analysis, vier inch Federweg, Integrated 10 speed hyperglide und auch superglide auf allen compact drives, Dual SIS mit Electronic-pre-shift, Hydro-stop und Hubadubas - alles double sealed natürlich! Absolut geiler Hobel! Geht ab wie Zäpfchen! Keine Chance für die Konkurenz! Federleicht - nur sieben Kilo!" Logo, an dieses High-Tech Equipment kann man(n) natürlich keine Lampe schrauben. Junge, ganz ehrlich, was hast du gelöhnt? Fünf, sechs oder sieben Riesen? Tja, jetzt fehlt der billige Fuffziger für die Akkulichtanlage zum Anstecken. Fataler Fehler!

Jeder, der sich auf die Straße stellt, kann es feststellen. Welch ein erbärmliches, welch ein dunkles, welch ein zappendusteres Bild gibt unsere Zunft im nächtlichen Straßenverkehr ab. Warum?

Jedes Auto muß alle zwei Jahre zum TÜV. Die vorgeschriebene Lichtanlage wird hierbei überprüft. Wir müssen das nicht. Der Fahrradfahrer genießt das Privileg der Eigenverantwortung. Sind wir wirklich so unreif?

Jedem ist es 'sonnenklar', mit dieser 2,4 Watt Funzel kann kein Schlagloch gefunden werden. Dazu kommt vier zuwenig Licht aus diesem 'Scheinwerfer'. Aber den anderen Verkehrsteilnehmern sollte die Chance eingeräumt werden, den Radfahrer zu erkennen. Das ist Sinn und Zweck dieser Lichtanlage. Ein Passiver!

Nein, das paßt nicht in den Kopf!

Faust: Bilde mir nicht ein, was Rechtes zu wissen,
Bilde mir nicht ein, ich könnt was lehren,
Die Menschenzu bessern und zu bekehren.

(MHo/JWvGoethe)

Der Tragödie zweiter Teil - Das Rücklicht

Tag

Um den Zweck der Lichtanlage etwas besser erfüllen zu können, haben wir uns für ein rückwärtiges Licht eine Lösung einfallen lassen. Dieses Rücklicht soll die Sichtbarkeit abseits des Straßenverkehrs massiv steigern.

Die Idee ein Blinklicht zu bauen, kam mir beim Betrachten eines Billig-Blinklichtes.
Da dies für den Kaufpreis von 15 DM nicht besonders hell und auffällig war, machte ich mich an den Bau eines wirklich sehr hellen und markanten Blinklichts. Dieses Blinklicht kostet allerdings, um es mal vorweg zunehmen, rund 30 DM und ein wenig Arbeit. Dafür hat man dann aber ein sehr wirkungsvolles Licht mit der Sicherheit von Autofahrern wirklich gesehen zu werden!
Die Konstruktion basiert auf einem Blinker-IC´s von National Semiconductor, der besonders auf batteriebetriebene Geräte optimiert ist und dazu nur noch wenige externe Bauteile braucht.
Die Leuchtmittel des Rücklichtes sind natürlich LED´s , die sich allerdings mit 10mm Durchmesser und einer Lichtstärke von 3000mcd erheblich von normalen LED´s unterscheiden.
Von diesen LED´s habe ich fünf Stück in Form der Augen eines Würfels angeordnet. Natürlich kann man mehr oder auch aus Kostengründen (ca. 3 DM/Stück) weniger als fünf LED´s benutzen, wobei allerdings nach oben die Grenze von 8 Stück einzuhalten ist! Zusätzlich muß in jedem Fall R2 im Schaltplan angepasst werden.
Der Schaltplan und das Platinen-Layout (in ACAD-Format) zum Ätzen einer Platine ist von mir vorgegeben. Für Anfänger und Perfektionisten ist natürlich die Ätzvorlage eine schöne Hilfe, allerdings ist hier die Anzahl der LED´s auf fünf festgelegt und man kann keine eigene Anordnung derselben (zB in Herzform für die Freundin...) realisieren.
Auf Lochraster aufgebaut kann man mit diesem wirklich simplen Plot den eigenen Vorstellungen freien Lauf lassen und ist dabei auch noch schneller fertig, da sich eine geätzte Platine hier eigentlich nicht lohnt.

Als Gehäuse habe ich mich eines einfachen Plastikgehäuse bedient, was ausreicht, um die Platine, zwei 1,5Volt Batterien (Mikro) und den Schalter aufzunehmen.
Als Befestigung reicht eine Klettschlaufe, die gemeinsam mit dem Gehäusedeckel verschraubt wird, völlig aus.
Das Gehäuse und der Schalter sollte, um Korrosion zu vermeiden, unbedingt abgedichtet werden. Dabei hat sich eine dauerplastische Dichtung wie Hylomar sehr bewährt. Für den Schalter reicht ein Stück Silikonschlauch aus, um diesen sicher zu dichten.

Wenn man nun ein wenig Kreativität an den Tag gelegt hat, kann man sich an einem schön hellen Blinklicht erfreuen, was für Autofahrer ein echter Blickfang sein wird. Aber bitte: Nicht in den Lichtstrahl blicken, Gefahr von Netzhautverbrennungen...
Eigentlich darf man ja solche Bastelarbeiten nicht im Straßenverkehr benutzen, sondern nur auf dem eigenen Grundstück, und nur dafür ist dieses Gerät auch gedacht.... ;-)

Sollten Detailfragen, Fehlerkorrekturen und Verbesserungen anfallen, stehe ich selbstverständlich zur Verfügung.

Die Schaltpläne, Leiterbahnen und Betückungsseiten der Platinen liegen im dxf Format vor. Eingelesen werden kann dieses format zum Beispiel mit AutoCAD, CorelDraw oder EAGLE-CAD. Einen reinen DXF-Viewer (Volo View) gibt es unter http://www.autodesk.com zum freien Download.

Stückliste:
Nr Name Wert/Bemerkungen
1 C2 470uF/16V
2 D1 LED 10mm/3000mcd
3 D2 LED zB.: Conrad Elektronik
4 D3 LED Best.Nr. 187500-11
5 D4 LED
6 D5 LED
7 IC1 LM3909
8 K1 K1X2
9 P1 50K POTI, liegend
10 R1 1,8K
11 R2 12 (evtl. anpassen)
12 S1 Kippschalter 1xUM

13 Gehäuse zB.: Conrad 522635-11
14 Klettschlaufe "KlettoFix",Conrad 539686-11

Schaltplan:

Kupfer:

Plot:

Jetzt kommt das Große SORRY....
LM3909 ist nicht mehr ..

Da die Firma National-Semiconductor seit etwa einem halben Jahr den Blinker-IC LM3909 nicht mehr herstellt, mußte also eine überarbeitete Version des Rücklichtes her. Dieses neue Layout basiert auf einem normalen und eigentlich absoluten "Brot und Butter" Bauteil, bei dem wohl so schnell keinen Lieferschwierigkeiten auftreten werden. Es ist die CMOS Version des Timerbauteins 555, der leider etwas mehr Beschaltung benötigt, als der LM3909. Die Beschreibung der Schaltung erspare ich mir, da der IC landläufig ja bekannt ist und auch unzählige Applikations- und Beispielschaltungen bestehen, die einem die Funktion erklären können. Wer Lust und Laune hat, kann ja mal die neuen 20000mcd LEDs ausprobieren. Allerdings ist hier mit Vorsicht zu hantieren, da diese LED's wirklich Netzhautverbrennungen verursachen können! Blind biken geht nur mit mäßigem Erfolg! Wenn man diese LED's verwenden will, darf man aber nur maximal 4 LED's montieren bzw muß einen kleinen Treiber (z.B. BD136) aufbauen. Desweiteren sind die Vorwiderstände anzupassen, da der LED-Strom nicht 20mA, sondern 50mA beträgt. Wer Glück hat, kann aber noch bei dem einen oder anderen Elektronikladen oder Versand den eigentlichen LM3909 bekommen. Suchen lohnt sich, da die ursprüngliche Schaltung erprobt ist, während in dem neuen Layout (nicht dem Schaltplan!) noch Fehler sein können. Ich kann auch leider keine Aussagen über die Lebensdauer der Batterien machen. Für Erfahrungswerte wäre ich sehr dankbar. Meine LM3909-Schaltung zum Beispiel hat jetzt nach drei Jahren immernoch keinen Batteriewechsel nötig!

Aus diesem Grund gibt es jetzt auch eine neue Stückliste:

Nr Name Wert

1 C1 470µF/16V Elko
2 C2 100µF/16V Elko
3 C3 10nF, Folie MKS oder MKT
4 D1 LED, mit min. 3000mcd
5 D2 LED, mit min. 3000mcd
6 D3 LED, mit min. 3000mcd
7 D4 LED, mit min. 3000mcd
8 D5 LED, mit min. 3000mcd
9 IC1 LMC555,MC1555 (CMOS555)
10 K1 K1X2 Anschluß für Batterie
11 R1 270, 1/4Watt
12 R2 1k 1/4Watt
13 R3 3,3k 10-Gangtrimmer,stehend
14 R4 150 1/4Watt
15 R5 150 1/4Watt
16 R6 150 1/4Watt
17 R7 150 1/4Watt
18 R8 150 1/4Watt
19 S1 Schalter nach Wahl

So, die Neuen Vorlagen gibt es hier als dxf-Dateien:

Schaltplan

Platine

Bestückung

 

Der Tragödie dritter Teil - Das Vorderlicht

Heller Tag

Um den Zweck der Lichtanlage etwas besser erfüllen zu können, haben wir uns für ein helles Licht mit der Befestigungsmöglichkeit an Zeltstangen eine Lösung einfallen lassen. Dieses Licht soll die Sicht abseits des Straßenverkehrs massiv steigern.
Noch ist das Projekt jedoch nur im Prototypenstadium. Sobald einige Probleme mit der Spritzwaserfestigkeit gelöst sind werden wir weiter davon berichten. Dem Design liegt eine Idee zugrunde die auf http://www.martin-bach.de vorgestellt wurde. Wir haben das Design jedoch in einigen Punkten erheblich verbessert.

Um euch etwas mehr Geschmack zu machen, hier schonmal einige Bilder unseres Prototyps.